Bildung trifft Bühne: Zehn Jahre Fachstelle Theater
Seit zehn Jahren bringt die Fachstelle Theater der Pädagogischen Hochschule St.Gallen die Kunst des darstellenden Spiels und Theaterpädagogik in die Schulen. Co-Initiant Björn Reifler schätzt, dass seither rund 100'000 Personen vom Angebot profitiert haben. Mit einem Festakt wurde die Erfolgsgeschichte gewürdigt – mit bewegenden Rückblicken und kreativen Einblicken.
Theater ist weit mehr als eine Bühne und Kostüme. «Theater ist eine ganzheitliche Lernform», sagt Theaterpädagoge Björn Reifler. «Es fördert Kinder in ihrer Entwicklung, indem es zentrale Elemente des darstellenden Spiels nutzt.» Theater stärkt die Persönlichkeit, regt kreatives Problemlösen an und schärft die Empathiefähigkeit. Um diese Methode noch stärker in den Schulalltag zu integrieren, hat Björn Reifler zusammen mit Kristin Ludin, ebenfalls Theaterpädagogin, vor zehn Jahren die Fachstelle Theater der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) gegründet. Die Fachstelle ist mit ihren Schultheatertagen Ostschweiz und der Gastspielreihe «TheaterLenz» nicht nur bei Schülerinnen und Schülern aktiv, sondern berät auch Lehrpersonen bei theaterpädagogischen Fragen und bietet Aus- und Weiterbildungen für Studierende und Lehrpersonen an. Das Angebot ist ein Erfolg, wie Björn Reifler an der Feier zum zehnjährigen Bestehen der Fachstelle vom vergangenen Samstag, 8. März 2025 anhand von verschiedenen Zahlen aufzeigte. So haben rund 5000 Schülerinnen und Schüler in den vergangenen Jahren an den Schultheatertagen mitgemacht und 28'000 Kinder am Projekt «TheaterLenz». 70 Studierende liessen sich in Theaterpädagogik aus- oder weiterbilden und 100 Personen konnten von der Fachstelle offiziell vermittelt werden – «und zahlreiche Beratungen erfolgten zwischen Tür und Angel», fügte der Co-Initiant augenzwinkernd an. «Insgesamt haben rund 100'000 Menschen in den vergangenen zehn Jahren in irgendeiner Form von unserem Angebot profitiert.»
«Wir waren gefordert»
Die Idee dazu entstand aus einem Austausch mit Theaterpädagoginnen und -pädagogen. Kristin Ludin erinnert sich noch gut an jenen Moment, als sie und Björn Reifler mit ihrem fertigen Konzept vor der Rektoratstür standen. «Wir hatten grosses Herzklopfen, denn wir wussten, die nächsten Minuten waren entscheidend», erzählt sie. Nach einer halben Stunde und vielen Fragen von Rektoratsseite hatten sie die Zusage für die Fachstelle in der Tasche. «Wir waren überglücklich und konnten sogleich loslegen.» Es wurden Budgets erarbeitet und Zeitpläne erstellt, Kontakte geknüpft und Gelder generiert. «Wir waren gefordert, haben aber auch viel gelernt», sagt die Co-Initiantin. Mit viel Einsatz, Hartnäckigkeit und Durchhaltewillen konnten die beiden die Fachstelle im Sommer 2015 eröffnen. Mittlerweile ist Kristin Ludin pensioniert, und die Fachstelle wird heute von einem Dreier-Team geleitet, zu dem neben Björn Reifler auch Bettina Schneider Weder und Claudia Ehrenzeller gehören.
Theater mit grossem Potenzial
Am Festakt im Hochschulgebäude Stella Maris würdigte PHSG-Rektor Horst Biedermann das grosse Engagement der Fachstelle und ihrer Mitarbeitenden. «Seit zehn Jahren leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung an der PHSG, zur Professionalisierung von Lehrpersonen und zum Kulturprogramm im ganzen Kanton.» Im Theater stecke grosses Potenzial für die Bildung, Kultur und Entwicklung vielfältiger, überfachlicher Kompetenzen. «Theater bietet einen fruchtbaren Nährboden, um uns mit unseren Wahrnehmungen und unserem Umfeld auseinanderzusetzen – sowohl in der Rolle der Zuschauenden als auch jener der Darstellenden», sagte Horst Biedermann. Die geladenen Gäste aus Kultur und Bildung hatten im Anschluss die Möglichkeit, einen Blick ins Schaffen der Fachstelle zu werfen. Auf dem Rundgang wurden zum einen Bilder aus den Schultheatertagen Ostschweiz gezeigt, zum anderen berichteten Schülerinnen und Schüler von ihren Erfahrungen aus dem Projekt «Filmvor5». Eine Absolventin des Grundlagenmoduls Theaterpädagogik erzählte, weshalb sie sich für diesen CAS entschieden hat, und ein Vertreter des Figurentheaters St.Gallen gab einen Vorgeschmack auf das neue Stück «Das kleine schwarze Schaf», das im Rahmen des Projekts «TheaterLenz» nächstens aufgeführt wird. Bevor beim Apéro auf den runden Geburtstag angestossen werden konnte, sorgte das Playback-Theater «Wir&Jetzt – Theater für alle Fälle» für beste Unterhaltung. Die Schauspielerinnen brachten Inputs aus dem Publikum, die alle etwas mit der Fachstelle zu tun hatten, spontan auf die Bühne und schufen so ein humorvolles Erlebnis.