

Bei Kindern die Lust am Lesen wecken
676 Lesungen, 49 Autor:innen und Illustrator:innen, 1 Ziel: Mit dem Projekt «Literatur aus erster Hand» bringen die Kantonsbibliothek Vadiana und die Kulturvermittlung Ostschweiz kklick literarische Begegnungen direkt ins Schulzimmer, um Kinder und Jugendliche fürs Lesen zu begeistern. Bei Focus PHSG gaben drei Autor:innen Einblick in ihre Lesungen.
In diesen Tagen besuchen wieder zahlreiche Autor:innen und Illustrator:innen Ostschweizer Schulkinder. Gemeinsam wird gelesen, gezeichnet und über das kreative Schaffen gesprochen. Die Gäste erzählen, warum sie ihren Beruf gewählt haben, wie sie mit kritischen Online-Rezensionen umgehen oder wie viel Zeit sie in eine einzige Illustration stecken. Mit ihren persönlichen Geschichten und ihrem unmittelbaren Austausch machen die Autor:innen und Illustrator:innen Literatur greifbar und lebendig. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Leseförderung von Kindern und Jugendlichen. Genau das ist auch das Ziel dieses Projekts, das unter dem Namen «Literatur aus erster Hand» läuft und von der Kantonsbibliothek Vadiana und der Kulturvermittlung Ostschweiz kklick organisiert wird. Die Veranstaltung findet bereits zum 62. Mal statt und dauert einen Monat. Insgesamt stehen 676 Lesungen von 49 Autor:innen und Illustrator:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, St.Gallen, Thurgau, Glarus und Schaffhausen sowie im Fürstentum Liechtenstein auf dem Programm. «Solch niederschwellige Angebote sind wichtig für die Leseförderung», sagte Susanne Uhl, Leiterin der Kantonsbibliothek Vadiana, am Mittwochabend, 14. Mai 2025, im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe Focus PHSG der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG). «Autor:innen und Illustrator:innen weckten nicht nur die Lust am Lesen, sondern auch die Neugier, und sie laden zum Fragenstellen ein. So entsteht Raum für Offenheit, Verständnis und Toleranz.»
Lesungen lebendig gestalten
Wie sie die Kinder und Jugendlichen für das Lesen begeistern, erzählten drei Autor:innen und Illustrator:innen. Stephan Sigg, Regi Widmer und Torben Kuhlmann boten Studierenden, Dozierenden, Lehrpersonen und Bibliothekar:innen einen Blick hinter die Kulissen der Lesungen. Stephan Sigg schreibt seit über 20 Jahren vor allem für Kinder und Jugendliche ab der dritten Klasse. Der Ostschweizer Autor ist unter anderem bekannt für seine Bücher «Null Empfang» oder «Ich, Mum und die Reality-Show». Seine Lesungen gestaltet er am liebsten interaktiv. «Meistens lese ich zu Beginn eine Passage aus meinem Buch vor und spreche danach mit den Schüler:innen über die Themen, die darin vorkommen», sagte er. Auch Regi Widmer legt grossen Wert auf den Austausch mit dem jungen Publikum. Die Illustratorin aus Basel hat Werke wie «Die Savannenkicker» oder «Überfall aufs Samichlaushaus» illustriert. Bei ihren sogenannten Mitmachlesungen wird gezeichnet, sinniert, fantasiert und ausprobiert. «Mit meinen Besuchen möchte ich die Kinder inspirieren, ihre Kreativität auszuleben», sagte sie. Torben Kuhlmann ist Illustrator und Autor und lebt in Hamburg. Bei seinen Auftritten liest er aus seinen Mäuseabenteuern vor und zeigt den Kindern anhand von Projektionen, wie die Illustrationen in Büchern wie «Lindbergh», «Armstrong» oder «Einstein» entstanden sind. Auch für ihn ist die Interaktion mit den Kindern zentral. Am Schluss greift er zum Stift und zeichnet vor den Augen der Kinder. Ihre Begeisterung, Fragen und Ideen seien für ihn jeweils das Schönste, sagte er.
Das Herzstück der Ausbildung
Prof. Dr. Nicolas Robin, Prorektor Ausbildung der PHSG, sprach im Anschluss über die Bedeutung des Lesens für die Kinder und die Lehrpersonenbildung. «Kinder lernen nicht allein durch Belehrung. Sie lernen, indem sie entdecken.» Lesen öffne Räume: «Kinder tauchen in Geschichten ein, entdecken Sprache, Gedanken, andere Menschen und sich selbst.» Dafür bräuchten sie von Anfang an Zugang zu Literatur und nicht nur zu stark didaktisierten Texten, sagte Nicolas Robin. «Nur wer Sprache in ihrer Kraft erlebt, entwickelt ein Gespür für das, was Literatur kann.» Das gelte auch für Lehrpersonen. «Bildung lebt vom Erzählen, deshalb ist literarische Bildung an der PHSG kein Zusatz, sondern das Herzstück der Lehrpersonenbildung.»