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Diverse Zeichnungen ausgestellt auf einer schwarzen Wand

Wenn Kunst ins Schulzimmer kommt

160 Schülerinnen und Schüler, acht Kunstschaffende, eine Ausstellung: Das Projekt «Kunst macht Schule» gibt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, mit Kunst und Kunstschaffenden in Kontakt zu kommen, das Museum als Erlebnisort zu erfahren und selbst kreativ zu werden. An der Focus-Veranstaltung der PHSG wurde das Projekt vorgestellt.

Zurzeit läuft im Kirchhoferhaus, direkt gegenüber dem Kunstmuseum St.Gallen, eine besondere Ausstellung: 160 Schülerinnen und Schüler aus acht Klassen in den Kantonen St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden haben zusammen mit acht Kunstschaffenden acht Meisterwerke aus der Sammlung des Kunstmuseums auf ihre ganz persönliche Weise neu interpretiert. Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler werden in der Ausstellung den Originalen aus der Sammlung gegenübergestellt. Eine Schulklasse hat beispielsweise Edouard Vallets Bild «Der Steinbruch St. Leonhard» in neuer Form und weisser Farbe von der Wand auf den Tisch gebracht, eine andere Klasse liess sich vom «Selbstbildnis mit roter Farbe» des Malers Carlos Schneider inspirieren. Wiederum eine andere Klasse nahm die Audio-Video-Installation «I’m Not The Girl Who Misses Much» der Künstlerin Pipilotti Rist zum Anlass, um über Schönheit und Perfektionismus nachzudenken. Entstanden ist dabei eine bunte Wand aus Siebdrucken hinter Glas, die persönliche Statements wie «Just do it», «The life is not perfect» oder «Paris je t’aime» beinhalten. 

«Kulturelle Bildung ist wichtig»

Die Arbeiten sind im Rahmen des Projekts «Kunst macht Schule» entstanden, das bereits zum vierten Mal durchgeführt wurde. Das Projekt wird vom Verband Lehrpersonen Gestaltung St.Gallen (LGSG) in Kooperation mit dem Kunstmuseum St.Gallen realisiert und dient der Vernetzung der Schule mit Institutionen und Kunstschaffenden. Es bietet den Schulen eine Plattform, um mit den Künstlerinnen und Künstlern in Austausch zu kommen. Gleichzeitig ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, selbst gestalterisch tätig zu werden. Am Donnerstagabend, 4. April 2024, stellten einige Protagonistinnen, darunter auch die Kunstvermittlerin Daniela Mittelholzer und Sabrina Thöny, Lehrbeauftragte Bildnerisches Gestalten der PHSG, das Projekt an der Focus-Vortragsreihe der PHSG vor. «Die kulturelle Bildung hat auch an der PHSG einen sehr hohen Stellenwert», sagte Larissa Schuler, Studiengangsleiterin Sekundarstufe I der PHSG. Als Beispiele nannte sie den Kulturtag in der Startwoche für die neueintretenden Studierenden, die Kulturwerkstatt für die Studierenden des achten Semesters oder die verschiedenen Angebote der einzelnen Fächer. «Kulturelle Bildung ist wichtig, weil sie Lehrpersonen helfen kann, die zunehmende Vielfalt und Heterogenität der Schülerinnen und Schüler zu fördern und ein inklusives Lernfeld zu schaffen, in dem alle ihre Potenziale entfalten können.»

Mehr als Malen auf Papier

Pipilotti Rists Installation hat die Kunstschaffende Karin Karinna Bühler für «ihre» Schulklasse ausgewählt. «Ich wollte ein Werk nehmen, das auf den ersten Blick oft nicht als Kunst bezeichnet und verstanden wird», sagte sie. Und so war es auch bei den Schülerinnen und Schülern der vierten bis sechsten Klasse aus Trogen. «Sie waren sehr erstaunt, dass nicht nur Bilder und Skulpturen, sondern auch solche Werke Kunst sind», sagte Klassenlehrerin Alessandra Coricciati und schmunzelt. Genau aus diesem Grund habe sie sich für das Projekt angemeldet. «Ich wollte den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass es verschiedene Zugänge zum bildnerischen Gestalten gibt.» Nadja Schiavo, Vertreterin des LSGS, sieht den Mehrwert von «Kunst macht Schule» vor allem darin, dass im Schulalltag dem Fach Bildnerisches Gestalten eine Wichtigkeit gegeben wird. «Durch das Projekt bekommen die Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Einblick ins Museum und in den Alltag von Kunstschaffenden. Zudem erfahren sie, was es alles braucht, um eine Ausstellung auf die Beine zu stellen.» Lehrerin Alessandra Coricciati glaubt denn auch, dass sich im Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen zur Kunst etwas verändert hat. «Bildnerisches Gestalten ist mehr als Malen oder Zeichnen auf einem Blatt Papier.»