«Vom Glück vergessen» Februar bis Mai 2024

Sonderausstellung zur Geschichte der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen

Während des ganzen Frühlingssemesters 2024 wird die Sonderausstellung «Vom Glück vergessen» auf Mariaberg gastieren. Der im ersten Stock (M256) gezeigte Ausschnitt der Ausstellung ist Teil einer Wanderausstellung, die das Rätische Museum Chur im Auftrag der Bündner Regierung produzierte. Zuvor war sie in Davos, Chur und Urnäsch zu sehen. (Leitung: Andrea Kauer, Kuration: Tanja Rietmann, Szenografie: Karin Bucher)

Fremdplatziert, verdingt, entmündigt, in Anstalten versorgt, in eine Heimatgemeinde zurückgeschafft, zwangsadoptiert, zwangssterilisiert oder -kastriert: Diese Massnahmen werden heute unter dem Sammelbegriff der «fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen» gefasst. Man spricht von ihnen für die Zeit des 19. Jahrhunderts bis etwa in die 1970er-Jahre, zum Teil darüber hinaus. Beschlossen wurden die Massnahmen vor allem von Armen- und Vormundschaftsbehörden, die mit verschiedenen Hilfswerken und Institutionen zusammenarbeiteten. Viele Kinder wurden bis weit in das 20. Jahrhundert hinein durch die eigenen Eltern an Arbeits- und Pflegeorte platziert.

Im Zentrum der Ausstellung der Ostschweizer Szenografin Karin Bucher und der Historikerin und Kuratorin Tanja Rietmann stehen Geschichten von Betroffenen. Die Erzählungen stehen für das Schicksal vieler Tausend anderer und beleuchten zentrale Probleme: Stigmatisierung, moralische Abwertung, Beschneidung von Grundrechten, sexueller Missbrauch und lebenslängliche Folgen der Massnahmen. Sie zeigen aber auch, wie Betroffene Stärke entwickelten und zu einem selbstbestimmten Leben fanden.
Die Geschichten wurden anhand von Archivmaterialien, Interviews und autobiografischen Aufzeichnungen rekonstruiert und als Hörspiele den Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht. Drei der Erzählungen von Betroffenen sind in einem eigens gebauten Raum aus Karton zu hören. Die Räume illustrieren die Erzählungen, machen sie erlebbar und lassen ein fragmentarisches, immersives Eintauchen in eine andere Zeit mit Hilfe verschiedener Medien zu. 

Die Vernissage findet im Rahmen der Focus-Veranstaltung vom 5. März 2024 um 19.00 Uhr im M129 statt. Die Ausstellung ist somit eingebettet in eine Reihe von Veranstaltungen mit dem «Schwerpunkt: fremdplatziert», die mit einem Kurzvortrag zur historischen Betrachtung der «vergessenen Kinder um die 1960iger Jahre» beginnt. Dr. Mirjam Janett von der Abteilung für Schweizer und Neueste Allgemeine Geschichte der Uni Bern berichtet über die Unterbringung von Kindern in Heimen und Psychiatrien der Schweiz. Im Anschluss stellt die Szenografin Karin Bucher ihre Gedanken zur Entstehung der Ausstellung «Vom Glück vergessen - fürsorgerische Zwangsmassnahmen» vor. Björn Reifler skizziert zudem die Entstehung des Musicals «Das grausame Leben des Walther K.», das im Mai 2024 den Abschluss der Reihe bilden wird. Im Anschluss an die Gesprächsrunde wird die Ausstellung eröffnet, wozu alle Gäste herzlich eingeladen sind.

Ort: PHSG Hochschulgebäude Mariaberg, Seminarstrasse 27, 9400 Rorschach, 1. Stock (M256)
Geöffnet vom 12. Februar 2024 bis 24. Mai 2024, jeweils Montag bis Freitag, 8.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe Kulturschwerpunkt: fremdplatziert, die sich in diesem Frühlingssemester den Themen Kinderheime und Jugendpsychiatrie widmet. Weitere Veranstaltungen der Reihe sind die Focus-Veranstaltung «Die vergessenen Kinder» am 5. März 2024 im Hochschulgebäude Mariaberg sowie das Musical «Das grausame Leben des Walther K.», das vom 3. bis 7. Mai 2024 im Hochschulgebäude Mariaberg aufgeführt wird.

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Küche aus Karton
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