Strategische Leitideen und Aufgaben des Leistungsbereichs Forschung & Entwicklung (F&E)

Die Aktivitäten und Projekte im Leistungsbereich F&E sind in unterschiedlichen disziplinären Kontexten verortet. Als gemeinsame Klammer für die vielfältigen Themen, Fragestellungen und Ziele dienen die nachfolgend beschriebenen sechs «strategischen Leitideen und Aufgaben». Diese leiten sich ab aus dem Leitbild und der Gesamtstrategie der PHSG, aus weiteren im Leistungsauftrag der PHSG verankerten Zielvorgaben sowie aus dem Qualitätsleitbild F&E.

Bereitstellung von fundiertem Wissen als Kernaufgabe einer Hochschule der Lehrerinnen- und Lehrerbildung

Die F&E versteht sich als (Innovations-)Motor für die disziplinäre Entwicklung der Fachdidaktiken und der Bezugswissenschaften (z.B. Erziehungswissenschaft, Pädagogische Psychologie, Soziologie). Sie leistet einen grundlegenden Beitrag zur wissenschaftsbasierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung, welche aktuellen und zukünftigen Anforderungen der Gesellschaft Rechnung trägt. Gegenstand des Forschungsinteresses sind sämtliche für die Bildung relevanten Fachbereiche und Themengebiete. Die PHSG hat den Anspruch in spezifischen Forschungsgebieten nationale und internationale Ausstrahlung zu erreichen und den wissenschaftlichen Diskurs mitzugestalten.

Förderung des wissenschaftlichen Diskurses als Hochschulkultur

Die F&E möchte den wissenschaftlichen Diskurs als Hochschulkultur an der PHSG fördern. Diese Kultur soll u.a. die angehenden Lehrpersonen in ihrem gedanklichen Zugang zu Bildungsprozessen prägen, sodass sie eine akademische, kritisch-reflexive Haltung entwickeln, die den Gehalt von Theorie und Evidenz im Vergleich zu subjektiven Überzeugungen oder unüberprüften Alltagstheorien wertschätzt. Das Ziel besteht darin, dass die zukünftigen Lehrpersonen das wissenschaftliche Denken in den Kontext des Schulwesens mit seinen alltagspraktischen Handlungsfeldern übertragen. Im Idealfall soll es gelingen, persönliches Erfahrungswissen (z.B. pädagogisch-didaktische Expertise) mit intersubjektiv nachvollziehbarem Reflexionswissen (z.B. Theorien, empirische Erkenntnisse) zu verbinden oder durch geeignete Analysestrategien (z.B. kritisches Hinterfragen der eigenen Sichtweise) gezielt zu erweitern, um die beruflichen Anforderungen besser bewältigen zu können.

Praxisrelevanz als gemeinsame Aufgabe von F&E, anderen Leistungsbereichen und Bildungspraxis

Das Verhältnis von Forschung und (Hoch-)Schulpraxis ist wechselseitig zu konzeptualisieren: Die Praxis muss neues Wissen oder kontroverse Befunde aus der Forschung rezipieren wollen und die Forschung muss ihrerseits bereit sein, Impulse aus der Praxis aufzugreifen. Das bedeutet, Praxisrelevanz von wissenschaftlichen Erkenntnissen lässt sich nicht einseitig durch die Forschung oder die Praxis erzeugen, sondern ist als gemeinsame Aufgabe zu verstehen. Um dies an der PHSG zu erfüllen, muss die Wissenszirkulation sowohl in der Vertikalen (F&E über alle Institute hinweg) als auch in der Horizontalen (F&E und andere Leistungsbereiche) sowie darüber hinaus zwischen der PHSG und der Bildungspraxis gewährleistet sein. Das Ziel einer starken Verbindung der Leistungsbereiche erfordert eine entsprechende Personalrekrutierung und -entwicklung. Es genügt nicht, wenn lediglich einzelne Dozierende Forschungsergebnisse punktuell in der Lehre und in der Weiterbildung aufgreifen. Lehre, Forschung, Weiterbildung und Dienstleistung müssen stärker verknüpft werden, etwa indem das Personal in derselben Einheit arbeitet und idealerweise in mehreren Bereichen tätig ist.

Sicherung der wissenschaftlichen Qualität

Im Hinblick auf einen substanziellen Beitrag von F&E an die Lehrerinnen- und Lehrerbildung müssen die entsprechenden Projekte von hoher Qualität sein, welche sich an den jeweiligen wissenschaftlichen Standards der (fachdidaktischen, fachwissenschaftlichen) Bezugsdisziplinen orientiert und misst. In diesem Zusammenhang sei auf das Qualitätsleitbild F&E verwiesen, welches acht Qualitäts-Bereiche beschreibt.

Verhältnis zwischen Generischem und Fachspezifischem – Kohärenz stärken

Eine wichtige Aufgabe besteht in der Klärung des Verhältnisses zwischen Generischem und Fachspezifischem mit dem Ziel, die Kohärenz der Lehrerinnen- und Lehrerbildung zu stärken. Es sollen beispielsweise Schnittstellen zwischen allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik oder zwischen fächerübergreifender und fachspezifischer Unterrichtsforschung bearbeitet werden. Um zu verhindern, dass sich verschiedene Fachdidaktiken oder die allgemeine Didaktik isoliert voneinander entwickeln und gewissermassen «Parallelwelten» entstehen, soll ein gemeinsames Grundverständnis zu Bildungsprozessen in Schule und Unterricht entstehen. Dazu bedarf es beispielsweise geeigneter Austauschgefässe.

Personalentwicklung und Nachwuchsförderung

Eine zentrale Aufgabe der F&E besteht in der Personalentwicklung und Nachwuchsförderung. Gerade auch die Qualität der Forschungsleistung und die Akquise von bedeutsamen Projekten ist von der Expertise einzelner Personen abhängig. Es ist daher eine zentrale Führungsaufgabe, eine passende Personalstruktur zu etablieren (z.B. mit doppeltem Kompetenzprofil), indem eine gezielte Nachwuchsförderung betrieben (z.B. über die Schaffung von Qualifikationsstellen), das bestehende Personal weiterentwickelt (z.B. Weiterbildungen, Coaching zwecks Einarbeitung in neue Tätigkeitsfelder in anderen Leistungsbereichen) und qualifiziertes Personal rekrutiert wird. Generell sind Strukturen zu schaffen, in denen die einzelnen Mitarbeitenden unterstützt werden, sodass sie ihre Expertise zugunsten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung einsetzen können. Die Teamstruktur ist auch vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit (von F&E) zu betrachten.