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Sekretariat Weiterbildung und Dienstleistungen | MAS BeratungPädagogische Hochschule St.Gallen
Müller-Friedbergstrasse 34
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Schweiz
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Ein Ruf, den wir nicht nur in Leadership-Ausbildungen hören, sondern auch in der Beratungs- und Weiterbildungspraxis in Coaching, Supervision und Organisationsberatung. Selbstführung ist ein Thema, das bewegt. Wer coacht, begegnet dem Thema doppelt: im Anliegen der Klient:innen und in der Selbstreflexion der eigenen Haltung.
Zu diesem Thema hat Helene Nüesch, Dozentin im MAS Beratung und erfahrene Führungscoach, ein Buch geschrieben. "Selbst in Führung" erscheint im Herbst 2025. Es ist das Ergebnis mehrjähriger Forschung, systematischer Auseinandersetzung, kollegialer Reflexion und zahlreicher Gespräche mit Führungspersonen. Die Online-Konferenz vom 26. August 2025 bot die Gelegenheit, zentrale Erkenntnisse kennenzulernen, und zugleich Einblick in den Entstehungsprozess des Buches zu gewinnen.
„Das Thema hat viel eher mich gefunden, als dass ich es gesucht habe“, sagt Helene Nüesch über ihren Zugang zum Thema Selbstführung. „Ich habe ja nicht nach einem Thema gesucht, über das ich ein Buch schreiben möchte.“ Vielmehr entwickelte sich aus ihrer Praxis im Führungscoaching der Wunsch, dem Thema systematisch nachzugehen. Aus Beobachtungen und Gesprächen entstand der Anspruch, Erfahrungen zu fundieren, Klarheit darüber zu gewinnen, was wie wirkt, theoretische Erkenntnisse zugänglich zu machen und daraus konkrete methodische Zugänge für die Praxis zu entwickeln.
In ihrer Arbeit mit Führungspersonen zeigte sich das Thema oft implizit, besonders in Phasen erhöhter Belastung oder in Umbruchzeiten wie der Corona-Pandemie. Dabei wurde deutlich: Selbstführung ist eine Voraussetzung für tragfähige Führung – und zugleich eine Kompetenz, die entwickelt werden kann. Auch der Titel „Selbst in Führung“ kam plötzlich – und blieb.
Das Buch „Selbst in Führung“ ist Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses, der systematische Auseinandersetzung, kollegiale Reflexion, Forschung und konkrete Beratungsarbeit verbindet.
Im Zentrum steht für Helene Nüesch eine Definition, die zwischen situativen Anforderungen und eigenen Bedürfnissen vermittelt. Selbstführung bedeutet, sich selbst eine bewusste und gut abgestimmte Führung zukommen zu lassen, um in einem anspruchsvollen (Berufs-)Feld gesund und motiviert zu bleiben.
Diese Haltung unterscheidet sich von der Idee einer linearen und oft einseitigen Selbstoptimierung. Vielmehr steht eine ausbalancierte Entwicklung im Vordergrund – getragen von Orientierung, Stimmigkeit und innerer Beweglichkeit. Modelle wie das Wertequadrat (Schulz von Thun) dienen dabei als Reflexionshilfe: Wo Engagement zur Aufopferung wird oder Selbstfürsorge als Egoismus missverstanden wird, braucht es bewusste Differenzierung.
Helene Nüesch hat sieben Wirkprinzipien identifiziert, die im Coaching zur Unterstützung von Selbstführung beitragen können. In der Konferenz stellte sie ausgewählte Aspekte daraus vor und verknüpfte sie mit Bildern und Situationen aus der Beratungspraxis. Durch Ihre Ausführungen wurde erkennbar, wie sehr ein achtsames, differenziertes Wahrnehmen und eine situative, in der Praxis verankerte Herangehensweise in der Beratung unterstützt – insbesondere dort, wo Selbstführung herausgefordert ist. Im Zentrum steht eine Balance, die nicht standardisierbar ist, sondern sich im konkreten Tun entfaltet.
Sie erzählte von Führungspersonen, die sich im Anspruch verlieren, allem gerecht zu werden, und darüber ihre eigenen Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Oder von Momenten, in denen die Wahlfreiheit fehlt, weil Denken und Fühlen sich in polaren Mustern verfangen. Dann helfen kleine Schritte, etwa, ein Ziel zu skalieren oder mit spielerischer Haltung neue Handlungsmöglichkeiten zu erkunden.
Zentrale Bilder waren der "vergessene Schatz" – Ressourcen, die im Stress nicht mehr wahrnehmbar sind – oder die unterbrochene Verbindung zwischen Kognition und Somatik. Und immer wieder: die Rolle unliebsamer Selbstanteile, wie etwa Zweifel. Nicht als Störung, sondern als Teil eines differenzierten inneren Systems.
Die Erkenntnisse verdichtet Helene Nüesch im Buch anhand zweier Fallbeispiele. Es sind konstruierte, aber realtypische Fälle, die typische Dynamiken verdichten: Frau Lang und Herr Walz. Zwei verdichtete Fallgeschichten, die anschaulich machen, wie Führungspersonen ihre Spielräume und Handlungsfähigkeit konkret (wieder)entdecken können, und wie sie dabei im Coaching wirksam unterstützt werden.
Helene Nüesch machte in der Online-Konferenz nicht nur deutlich, wie zentral das Thema Selbstführung in ihrer Forschung und Beratungspraxis ist – sondern auch, wie es sich im Schreibprozess in überraschender Weise selbst zeigte. Bekannte innere Stimmen wie Zweifel, Zurückhaltung und Selbstkritik meldeten sich zurück, lauter als erwartet. Obwohl sie mit diesen Anteilen vertraut war, traten sie in neuer Intensität hervor. Die Erfahrung eröffnete eine veränderte Perspektive auf das Thema und prägte den Schreibprozess mit. Sie führte vor Augen: Selbstführung ist kein erreichter Zustand, sondern ein fortlaufender Weg – auch für jene, die andere darin begleiten.
Die Teilnehmenden der Konferenz brachten Erkenntnisse ein. Die digitale Pinnwand zeigte, wie vielfältig das Thema wirkt:
Die Online-Konferenz hat verdeutlicht: Selbstführung durchzieht viele Dimensionen professionellen Handelns. Coaching bietet hier einen Raum für Reflexion und Entwicklung, besonders dann, wenn Routinen nicht mehr greifen oder die innere Orientierung fehlt.
Selbstführung entsteht nicht im Alleingang. Sie entwickelt sich in Auseinandersetzung und offenem Dialog. Die Konferenz hat diesen Raum geöffnet und ein Thema sichtbar gemacht, das viele beschäftigt. Ein Thema, das einlädt, auch künftig im gemeinsamen Austausch weiterzudenken.
Die nächste Online-Infoveranstaltung im MAS Beratung – Coaching, Supervision und Organisationsberatung findet am Montag, 20. Oktober und Mittwoch, 26. November 2025 statt.
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