

Ein Jahrzehnt im Einsatz für Demokratie und Menschenrechte
Die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der PHSG setzt sich seit zehn Jahren für die Stärkung demokratischer Werte und Menschenrechte ein. An einer Focus-Sonderveranstaltung zum Jubiläum boten drei Referent:innen aus Wissenschaft und Politik einen interessanten Blick auf die Demokratiebildung.
Der 8. Mai gilt heute in vielen Teilen Europas als Gedenk- und Feiertag: Er erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus. Als Prof. Johannes Gunzenreiner und Prof. Dr. Thomas Metzger vor zehn Jahren zusammen mit dem damaligen PHSG-Rektor Prof. Dr. Erwin Beck die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte an der PHSG ins Leben riefen, haben sie bewusst den 8. Mai als Gründungstag gewählt. «Das Datum verpflichtet. Es erinnert uns daran, dass Menschen unter kriegerischen Bedingungen eine tiefe Sehnsucht nach Frieden haben», sagte Johannes Gunzenreiner, der die Fachstelle zusammen mit Thomas Metzger leitet, am Jubiläumsanlass vom Donnerstag, 8. Mai 2025, in der Aula des Hadwig-Gebäudes. Den Frieden mit demokratischen Mitteln zu sichern, sei ein historischer und aktueller Auftrag. Ziel der Fachstelle ist es deshalb, das Bewusstsein für Demokratiebildung und Menschenrechte in der Gesellschaft zu stärken und gleichzeitig innerhalb der PHSG Impulse für Innovation in Lehre, Weiterbildung und Forschung zu setzen. Einige Projekte zu diesen Themen, die in den vergangenen zehn Jahren erfolgreich lanciert wurden, sind: sozialgeschichte.ch, Demokratiebus, Zug in die Freiheit oder die Jugendkonferenz SG/AI/AR.
So wichtig wie seit langem nicht mehr
PHSG-Rektor Prof. Dr. Horst Biedermann hob in seiner Rede die Wichtigkeit der Fachstelle in Zeiten wie diesen hervor. «Die massiven und besorgniserregenden globalen Entwicklungen, die unter anderem geprägt sind von globalpolitischen Spannungen mit antidemokratischen, autoritären, nationalistischen, extremistischen und diskriminierenden Tendenzen, zeigen eindrücklich auf, dass die Demokratie- und Menschenrechtsbildung so wichtig ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr», sagte er. Hochwertige Bildung umfasse deshalb zwingend die Vermittlung von Menschenrechten und demokratischen Werten. «Unsere Rolle als Ausbildende von Lehrpersonen reicht dabei weit über die Lehre und Forschung hinaus. Sie betrifft auch die Vermittlung zwischen Erinnerungskultur und Zukunftsgestaltung.» Dieser Verantwortung nehme sich die Fachstelle seit zehn Jahren mit grossem Engagement an. Und dafür dankte der PHSG-Rektor dem gesamten Fachstellen-Team, das auf acht Mitarbeitende angewachsen ist.
Drei verschiedene Perspektiven
Im zweiten Teil der Focus-Sonderveranstaltung warfen drei Referent:innen einen unterschiedlichen Blick auf die Demokratiebildung. Prof. Dr. Stefanie Rinaldi, Leiterin Institut für Fachdidaktik der Gesellschaftswissenschaften an der PH Luzern, sprach aus Perspektive der Menschenrechtsbildung. «Die Erwartungen an die Schule, Demokratie zu fördern, sind hoch», sagte sie. Das stelle auch für die Lehrpersonen eine Herausforderung dar. «Sie bewegen sich ständig in einem Spannungsfeld: Einerseits wird politische Neutralität gefordert, damit Schüler:innen ihre eigene Meinung entwickeln können. Andererseits sollen Lehrkräfte eine wertebasierte Bildung vermitteln.» Umso wichtiger sei deshalb die Aus- und Weiterbildung. «Lehrpersonen benötigen nicht nur fachliche und pädagogische Kompetenzen, sondern auch das Wissen, wie sie etwa mit kontroversen Diskussionen umgehen.»
Prof. Dr. Erik Petry vom Zentrum für Jüdische Studien der Universität Basel betonte, dass «ohne Geschichtswissenschaft nichts geht – und erst recht nicht Demokratie». Historiker:innen müssten aufzeigen, woher gesellschaftliche Phänomene stammten, um demokratische Prozesse und Diskurse zu unterstützen. «Obwohl viele Lehrbücher von vor 30 Jahren wertvolle Inhalte bieten, müssen Studierende heute neue Fragen stellen und historische Ereignisse kritisch hinterfragen», so der Experte. «Dieser Prozess kann verunsichern, doch er ist nötig, um aktuelle Generationen abzuholen und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.» Die Geschichtswissenschaft leiste in Schulen einen wichtigen Beitrag, indem sie Quellen und Interpretationen offenlegt – eine der Grundsäulen der Demokratie.
Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher unterstrich die Bedeutung der politischen Bildung. «Sie schafft die Grundlage dafür, dass wir unsere politischen Rechte ausüben können.» Dabei spiele die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen eine wichtige Rolle, sagte sie und nannte als Beispiele den Staatskunde-Unterricht sowie Projekte, bei denen Politiker:innen mit Schüler:innen diskutieren. Auf Bundesebene gebe es seit 2019 eine gemeinsame Erklärung von Bund und Kantonen, in der die politische Bildung verankert sei. Im Bericht des Bundesrats werde auch die Europarats-Charta zitiert, wobei es unter anderem heisst, es gelte den Wert der Vielfalt zu schätzen. «Ein Satz, den ich besonders schön finde. Leider geht dieser demokratische Wert zunehmend verloren», sagte die Politikerin.
Die Jubiläumsfeier wurde musikalisch umrahmt von Martin Lehner (Saxophon) und Fabian Brenner (Gitarre). Im Anschluss konnten sich die Gäste bei einem feinen Apéro aus der Mensa-Küche austauschen.