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Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte

Die Fachstelle nimmt Fragen der politischen Bildung aus einer historischen Perspektive auf, betrachtet Themen aus fachdidaktischer und fachwissenschaftlicher Sicht, engagiert sich im Kontext der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, fokussiert sich auf den Transfer auf die Zielstufe und in die Öffentlichkeit und pflegt den wissenschaftlichen Austausch.

Die 2015 gegründete Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte vereint in einer historischen Ausrichtung fachwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven. Sie verschreibt sich sowohl dem wissenschaftlichen Austausch, der Lehrerbildung und dem Erkenntnistransfer auf die Zielstufe. Auch die Öffentlichkeitsarbeit in Form von Ausstellungen, Vorträgen usw. stellt ein Wirkungsbereich der Fachstelle dar.

Die Fachstelle geht in ihrer Tätigkeit von einem breiten Verständnis von politischer Bildung aus. Aus ihrer historischen Perspektive heraus thematisiert sie in ihren Projekten Fragen des gesellschaftlichen Pluralismus, der Funktionsweise von politischen Systemen sowie der Geschichte der Menschenrechte. Ein wiederkehrender thematischer Fokus stellte und stellt dabei der Bereich Holocaust Education dar. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Fachstelle stellt die Förderung der Geschichtsfachdidaktik dar.

Seid mündig, Demokraten

BILDUNG - Die Pädagogische Hochschule St. Gallen hat vor bald drei Jahren eine Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte gegründet. Sie setzt auf die Kombination von Fachwissenschaft und Didaktik – und stösst auf grosse Resonanz

Laufende Projekte

Zug in die Freiheit

«Zug in die Freiheit» ist ein trinationales Forschungs- und Public-History-Projekt, das von der Mamlock Foundation und der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte initiiert wurde und zusammen mit der Freien Universität Berlin und der Karls-Universität Prag umgesetzt wird. Es erforscht eine Befreiungsaktion in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, bei der 1200 Jüdinnen und Juden aus dem Konzentrationslager Theresienstadt in die Schweiz gerettet wurden und mehrere Tage im heutigen PHSG-Gebäude Hadwig verbrachten. Die Ergebnisse werden für die schulische und öffentliche Geschichtsvermittlung aufbereitet.

Jugendkonferenz!SGAIAR*

Vom 27. November bis 1. Dezember 2023 geht’s heiss her im Kinderdorf Pestalozzi: Rund 80 Jugendliche finden sich zu einem Parlament zusammen und diskutieren ihre Themen. Angeleitet werden die vier Klassen der Oberstufe aus den Kantonen St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden durch erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen des Kinderdorfs sowie der Pädagogischen Hochschule St.Gallen. Wir sind überzeugt: Die Jugendkonferenz!SGAIAR* bereichert das Bildungsangebot in der Ostschweiz langfristig. Was als Pilot im Schuljahr 23/24 startet, soll schliesslich ein fixes Highlight im Schulkalender werden.  

Didaktische Umsetzung Sozialgeschichte Kanton St.Gallen

Zehn Historikerinnen und Historiker haben die Sozialgeschichte des Kantons St Gallen neu geschrieben. Die Pädagogische Hochschule St.Gallen hat die Themen der Publikation mit ihren Studierenden didaktisch und elektronisch aufbereitet und stellt die Materialien der Öffentlichkeit und den Schulen zur Verfügung.

Die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St. Gallen (GGK) hat für ihr 200-Jahr-Jubiläum, das sie dieses Jahr feiert, die Sozialgeschichte des Kantons neu aufarbeiten lassen. Entstanden ist eine Publikation mit zehn historisch untersuchten Themen wie Medizin, Migration, Wohnen oder Armut. Gleichzeitig hat die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) in Zusammenarbeit mit Studierenden die Texte der Historikerinnen und Historiker didaktisch aufbereitet. Das Ergebnis ist eine Internetplattform, die der Öffentlichkeit als Informationsquelle zur St. Galler Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts dient. 

Für den Unterricht und die Öffentlichkeit 
Seit Beginn des Projekts vor gut zwei Jahren haben 100 Studierende der PHSG an der didaktischen Umsetzung mitgeschrieben. Und es ist noch nicht zu Ende. Das Projekt dauert bis 2022. Von den zehn sozialhistorischen Themen des Buches stehen derzeit vier elektronisch zur Verfügung. Es sind dies Arbeit, Wissen, Energie und Verkehr. Das Material auf der Webseite, die in Zusammenarbeit mit der Agentur Festland AG realisiert wurde, können nun künftig Lehrpersonen für ihren Unterricht nutzen. 
 

Master Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung

Die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte beteiligt sich an der Durchführung des Masterstudiengangs Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung. Der Masterstudiengang trägt dem hohen individuellen und gesellschaftlichen Interesse an Geschichte und Erinnerung Rechnung. Er qualifiziert die Absolventinnen und Absolventen einerseits zur Vermittlung von Geschichte und Erinnerung in Hochschulen und andererseits für Tätigkeiten, die die Aufbereitung und Vermittlung geschichtswissenschaftlicher und erinnerungskultureller Erkenntnisse in einem breiten öffentlichen Kontext erfordern.

Der Masterstudiengang wird durch ein Hochschulnetzwerk angeboten, das von der Pädagogischen Hochschule Luzern angeführt wird. Einige Lehrveranstaltungen des im Herbstsemester 2017 anlaufenden Masterstudiengangs können an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen absolviert werden. Die Startfinanzierung des Masters erfolgt durch projektgebundene Beiträge (2017-2020) des Hochschulförderungs- und koordinationsgesetzes.

GGK-Forum

Im Herbst 2015 lancierte die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St. Gallen in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule St.Gallen und unterstützt vom Verband der St. Galler Ortsgemeinden das «GGK-Forum für Freiheit und Gemeinwohl». Auf Seiten der Pädagogischen Hochschule St. Gallen ist die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte zentraler Ansprechpartner. 

Da staats- und gesellschaftspolitische Grundfragen auch für die Studierenden der Pädagogischen Hochschule St.Gallen und somit angehende Lehrpersonen von hoher Relevanz sind, finden verschiedentlich Veranstaltungen der Vortragsreihe meistens im Rahmen der Focus-Veranstaltung auf dem Campus der Pädagogischen Hochschule St. Gallen statt. Üblicherweise vertiefen sich Lerngruppen vorgängig in verschiedenen Modulen in die Themen der Veranstaltungen.
 

Doktorandenstelle Fachdidaktik Geschichte

Finanziert durch projektgebundene Beiträge (2017-2020) des Hochschulförderungs- und koordinationsgesetzes existiert seit März 2017 eine Doktorandenstelle an der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte. Sie fördert den akademischen Nachwuchs in der Fachdidaktik Geschichte.
 

Partizipationskompass

Partizipationskompass – für mehr Mitbestimmung in der Schule

Demokratie ist kein Selbstläufer, sondern muss gelernt, erprobt und aktiv eingeübt werden. Ein zentraler Ort für das Erlernen von demokratischen Prozessen ist die Schule. Hier setzt auch das von der Internationalen Bodensee-Hochschule geförderte Projekt „Bildung und Partizipation“ an und untersucht in einer trinationalen Jugendstudie mittels vertiefenden Fallanalysen, wo und wie Demokratie an Schulen gelernt wird. Auszüge aus den Ergebnissen werden in diesem Partizipationskompass zusammenfassend dargestellt, damit Chancen von Partizipation im schulischen Kontext sichtbar gemacht werden können und Lehrpersonen motiviert sind, mehr Partizipation zu ermöglichen.

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Aus
Abgeschlossene Projekte

Kooperationspartner Ausstellung «‹Die von Gurs› – Kunst aus dem Internierungslager der Sammlung Elsbeth Kasser»

Nach der Niederlage Frankreichs gegen Nazi-Deutschland im Frühsommer 1940 wurden in dem sich in Vichy-Frankreich befindenden Lager Gurs zahlreiche Jüdinnen und Juden aus Deutschland und Frankreich interniert, bevor ab August 1942 die Deportationen in Richtung Auschwitz ihren Lauf nahmen. Trotz der lebensfeindlichen Bedingungen entwickelte sich im Internierungslager Gurs ein reges Kulturleben. Der in Gurs stationierten Rotkreuzschwester Elsbeth Kasser wurden von Internierten zahlreiche Kunstwerke anvertraut, die dadurch erhalten geblieben sind. Der Fundus ist heute als Sammlung Elsbeth Kasser bekannt. Das Museum im Lagerhaus gab in seiner Ausstellung «Die von Gurs» von 26. Januar bis 10. April 2016 einen Einblick in den Fundus der Sammlung Elsbeth Kasser.

Unter der Leitung von Johannes Gunzenreiner haben Studierende des 5. Semesters didaktische Handreichungen zur Ausstellung erarbeitet, um Schulklassen der Oberstufe den Besuch der Ausstellung zu erleichtern. Insgesamt wurden Handreichungen zu neun Themenbereichen erarbeitet, die unter den folgenden Verlinkungen heruntergeladen werden können: Elsbeth Kasser; Deportation; Lagertypologie; Lagerleben; Lagerinsassen; Kinder in einem Lager; Briefwechsel; Arbeit mit Karikaturen; Bildanalyse

Ausstellung «Flüchtlinge im Hadwig»

Anlässlich der Eröffnung der Fachstelle am 8. Mai 2015 wurde die Ausstellung «Flüchtlinge im Hadwig» der Öffentlichkeit übergeben. Die bis zum 25. September 2015 gezeigte Ausstellung entstand an der Pädagogischen Hochschule St.Gallen im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte und den Studierenden des Moduls Bereichsdidaktik Räume und Zeiten (6. Semester). Die Ausstellung beleuchtete die Aktion, die im Februar 1945 zur Freilassung von 1‘200 Häftlingen des Konzentrationslagers Theresienstadt führte, deren Reise in die Schweiz und einzelne Flüchtlingsschicksale. Zudem wurde die restriktive und antisemitisch geprägte schweizerische Flüchtlingspolitik thematisiert. Kern der Ausstellung bildeten Dokumente aus dem Bundesarchiv, Videointerviews mit Zeitzeugen und die Bilder des Fotografen Walter Scheiwiller, der im Februar 1945 die Flüchtlinge im Hadwig hatte besuchen dürfen.

Als Teil des Projekts «Flucht und Asyl», zu dem auch die Ausstellung «Besa – Ein Ehrenkodex» gehörte, waren rund 30 Studierende mit Literatur- und Archivrecherchen, der handwerklichen Umsetzung der Ausstellung oder der Erarbeitung einer didaktischen Handreichung beschäftigt. Letztere bietet Lehrpersonen der Stufen Sek. I und Sek. II eine Vielzahl an Unterrichtsbausteinen, um die Thematik über das Ende der Ausstellung hinaus im Unterricht behandeln zu können zu können. 15 Klassen aus dem Raum St.Gallen und dem nahen Ausland nutzten die Möglichkeit und besuchten die Ausstellung im Hadwig. 

Dank gebührt für die künstlerische Umsetzung der Ausstellung Jonas Niedermann und für die Rechercheberatung Christian Muheim vom Medienverbund der Pädagogischen Hochschule St.Gallen.

Die Ausstellung kann von Museen und Institutionen ausgeliehen werden.

Aktueller Standort der Ausstellung

Die Ausstellung kann bis am 27. Januar 2019 im Jüdischen Museum Horb/Rexingen D besucht werden.

Eröffnungsfeier der Fachstelle am 8. Mai 2015

Mit der Eröffnung am 8. Mai 2015 fand die Gründungsfeier der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte an einem symbolträchtigen Datum statt, jährte sich doch das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum siebzigsten Mal.

An der Eröffnungsfeier standen Fragen zur Geschichte und Funktionsweise von Demokratien sowie des gesellschaftlichen Pluralismus und Zusammenlebens im Zentrum. Als Hauptreferenten sprachen der Journalist Ulrich Tilgner und der Philosoph Prof. Dr. Otfried Höffe. Während sich Otfried Höffe insbesondere der Frage nach Wertvorstellungen zuwandte, die kulturübergreifend vorzufinden seien, analysierte Ulrich Tilgner die Menschenrechtssituation im Orient. Im direkten Anschluss an den Festakt wurde die von der Fachstelle konzipierte und in Projektarbeit mit Studierenden umgesetzte Ausstellung «Flüchtlinge im Hadwig» eröffnet.

Anlässlich der Gründung der Fachstelle haben sich im Rahmen des Schwerpunktstudiums «Faszination Trickfilm» zehn Studierende unter der Leitung von Jérôme Zgraggen mit den Menschenrechten auseinandergesetzt und Kurzfilme zu dieser Thematik erstellt. 

  • Film 1: Carmen Burkhardt und Adrian Strub haben sich mit der Meinungsfreiheit beschäftigt und sich gefragt, was aus einer aufgedrückten Meinung entstehen kann.
  • Film 2 und Film 3: Karin Christen und Andrina Fiore haben zwei Filme realisiert, in welchen das Recht auf Nahrung und das Recht auf Bildung thematisiert werden. 
  • Film 4: Nathalie Frick, Zaid Mannai und Céline Steiner zeigen mit einem Augenzwinkern, weshalb auch die Unschuldsvermutung zu den Menschenrechten gehört. 
  • Film 5 und Film 6: Manuela Hilber, Amanda Mendes und Victoria von Heeren visualisieren in einem Filmbeitrag, dass Meinung nicht in einem Schwarz-Weiss-Denken verhaftet bleiben, wenn man den eigenen Kopf bemüht. Ihr zweiter Clip beschäftigt sich mit der Frage, ob alle gleich hart für Erfolge arbeiten müssen.

Kooperationspartner des Ausstellungsprojekts «Besa – ein Ehrenkodex»

Bereits vor ihrer offiziellen Eröffnung half die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte, ein bislang kaum bekanntes Kapitel des Holocausts aufzuarbeiten. Die Fachstelle wirkte als lokaler Partner für die Wanderausstellung «Besa – ein Ehrenkodex». Der albanische Ehrenkodex Besa (das Halten eines Versprechens) brachte Albanerinnen und Albaner ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit dazu, während des Zweiten Weltkriegs ihre jüdischen Landsleute und jüdische Verfolgte aus ganz Europa zu beschützen. 

Die von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitete Ausstellung war der Öffentlichkeit vom 3. bis 13. März 2015 im Hochschulgebäude Hadwig zugänglich. An der Vernissage vom 2. März in der Aula der Pädagogischen Hochschule St.Gallen sprachen unter anderen Ständerat Paul Rechsteiner, Herbert Winter, Hisham Maizar sowie die Zeitzeugin Johanna Neumann, die mit ihrer eindrücklichen Schilderung die Anwesenden in den Bann zog.

An der Umsetzung der Ausstellung waren in zentraler Weise rund 20 Studierende des 6. Semesters involviert. Sie boten beispielsweise Führungen für Schulklassen an, die auf grosses Interesse stiessen. Insgesamt nutzten 15 Klasen mit 231 Schülerinnen und Schüler dieses Angebot.

Theaterstück «VERHÖRT! - Drama aus Rorschach um 1942»

1942 - Eine Rorschacher Mädchenklasse des Mariabergschulhauses schreibt dem Bundesrat einen Brief. Ihr Anliegen ist es, dass Ordnungshüter jüdische Flüchtlinge nicht über die Grenze abschieben und in den sicheren Tod schicken sollen. Die unerwartete Antwort löst eine Reihe von Verhören aus. Ausgehend von Texten aus Originalprotokollen sowie Interviews mit überlebenden Flüchtlingen erarbeiten Studierende der PHSG Szenen und Figuren, welchen den aufsehenerregenden Vorfall umreissen.

Die Fachstelle «Demokratiebildung und Menschenrechte» unterstützt und begleitet das Projekt und hat dazu eine Zeitungsbroschüre erstellt, welche die historischen Ereignisse in kompakter Form wiedergeben.

Ausstellung FLUCHT im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen - Angebot für Lehrpersonen und Schulklassen

Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen hat vom 6. April 2019 bis 5. Januar 2020 die Wanderausstellung FLUCHT beherbergt. Die Ausstellung FLUCHT hatte nach Zürich, Aarau, Bern und Luzern in St. Gallen ihre nächste und letzte Station. Bis Ende 2018 hatten mehr als 70'000 BesucherInnen und mehr als 900 Schulklassen die Ausstellung sowie die verschiedenen Rahmenprogramme besucht. Der Besuch der Ausstellung (Eintritt sowie interaktive Rundgänge) war für alle Schulklassen gratis.
 
Informationen zur Ausstellung FLUCHT
In der Ausstellung fanden die Schülerinnen und Schüler Geschichten von Menschen, die von Krieg, Verfolgung und Gewalt zur Flucht gezwungen wurden. Sie erhielten einen Eindruck davon, was es heisst, auf der Flucht zu sein und nach einer langen und gefährlichen Reise einen Ort zu erreichen, an dem niemand auf einen gewartet hat. Weltweit sind mehr als 90 Prozent der Flüchtenden auf Unterstützung angewiesen. Die Ausstellung vermittelte Einblicke in das Engagement der Schweiz und in die internationale Hilfe. Zudem zeigte sie auf, wer in der Schweiz und in anderen Ländern Schutz erhält. 
«Flucht» war ein Projekt der Eidgenössischen Migrationskommission EKM, des Staatssekretariats für Migration SEM, des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen UNHCR und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA. Die Ausstellung erfolgte in St. Gallen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Auswärtige Angelegenheiten und dem Ausländer- und Passamt des Fürstentums Liechtenstein.

Masterarbeiten in Kooperation mit der Fachstelle

Versteckt unter Kohle
Die riskante Flucht von Juden aus der Slowakei in die Schweiz während des Zweiten Weltkrieges (Autorin: Gort Rahel)

Diese Masterarbeit untersucht die Flucht 30 slowakischer Juden, welche 1942 während des Zweiten Weltkrieges versteckt in Kohlenzügen in die Schweiz flohen. 

Der Zug in die Freiheit
Das Schicksal jüdischer Gefangener aus dem KZ Theresienstadt und ihr Aufenthalt im Hadwig-Schulhaus in St. Gallen im Februar 1945
Eine Untersuchung von Einzelfällen und die Darstellung individueller Schicksale auf der Grundlage von Zeitzeugengesprächen und Quellenanalysen. (Autorin: Schmid Catrina)

Am 7. Februar 1945 kamen zwei Personenzüge mit 1'200 jüdischen Flüchtlingen aus dem Konzentrationslager Theresienstadt am Bahnhof St. Fiden in St. Gallen an und wurden anschliessend für mehrere Tage im Hadwig-Schulhaus in St. Gallen untergebracht. 

Foto: v.r.n.l. Susi Bodenmann, Ehepaar Frischknecht, Catrina Schmid, Rahel Gort, Johannes Gunzenreiner

Von Theresienstadt via St. Gallen nach ‘Unbekannt’
Die Minderjährigen des Theresienstadt-Transports vom Februar 1945
Autorin: Truniger Mirjam

Am 7. Februar 1945 kamen zwei Sonderzüge am Bahnhof St. Gallen St. Fiden an. Dieser Transport brachte 1200
Flüchtlinge – unter diesen auch Kinder – von Theresienstadt in die Schweiz.
Diese Arbeit setzt sich mittels Einzelfallstudie mit Akten von minderjährigen Flüchtlingen des Transports auseinander.
Die Akten befinden sich im Schweizer Bundesarchiv in Bern. Die Informationen aus den Personenakten
des Bundesarchivs werden analysiert und die Resultate durch Aussagen dreier Zeitzeugen ergänzt.

Gerettet und unerwünscht
Sechs jüdische Flüchtlinge unter der Kontrolle einer antisemitisch motivierten, schweizerischen Bundesbehörde
Autor: Ramos Nelson

Am 7. Februar 1945 kam ein Personenzug aus Theresienstadt mit 1'200 jüdischen Flüchtlingen in St. Gallen an. Das Ehepaar Steinbruch konnte in Zusammenarbeit mit Alt-Bundesrat Musy diese Menschen in direkten Verhandlungen mit Heinrich Himmler (Reichsführer SS) freikaufen. Sie wurden vorübergehend im Hadwig-Schulhaus in St. Gallen untergebracht.
Aufgrund einer restriktiven Flüchtlingspolitik war es nicht vorgesehen, dass sich diese Personen dauerhaft in der Schweiz niederlassen konnten. Neben einer Literaturstudie, die den Zweck verfolgt, den historischen Kontext und die Asylpolitik der damaligen Zeit aufzuarbeiten, werden in dieser Masterarbeit  Akten des Bundesarchivs anhand der Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse untersucht, um herauszufinden, welche Personengruppen aus welchen Gründen in der Schweiz bleiben durften und wie sich ihr Aufenthalt gestaltete (Wohnsituation, Behörden, Finanzhilfen, etc.). Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich dabei vorwiegend um ältere Personen handelte, die nur über bescheidene finanzielle Mittel verfügten und deren Verwandten keine genügende finanzielle Unterstützung leisten konnten.

Der Brief aus Rorschach
Eine literatur- und quellenbasierte Studie zur Grenzschliessung der Schweiz 1942
Autorin: Nina Küng

Diese Masterarbeit thematisiert, basierend auf dem aktuellen Forschungsstand, Aspekte der Flüchtlingspolitik der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges, im Besonderen die Weisung vom 13. August 1942 zur Grenzschliessung und deren Folgen. Erlassen hat die Weisung das teils stark fremdenfeindlich und antisemitisch geprägte Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) trotz Wissen um die lebensbedrohliche Lage der Flüchtlinge, vor allem der jüdischen. Daraufhin griffen die Medien erstmals breit das Schicksal der Verfolgten auf. Der Bundesrat sah sich ebenfalls mit Protesten von Organisationen und Teilen der Bevölkerung konfrontiert. Entrüstet über einen Zeitungsbericht von der Rückweisung sechs belgischer Flüchtlinge, verfasste die Sekundarschülerin Heidi Weber aus Rorschach am 7. September 1942 einen Brief, in welchem sie die rigide Überstellung von Flüchtlingen an der Grenze anprangerte, und sandte ihn, unterschrieben von 21 Mitschülerinnen aus ihrer Klasse 2c, an die Bundesräte. Im Spannungsfeld zwischen Überfremdungsängsten, Antisemitismus und humanitärer Tradition sorgte dieser für eine scharfe Reaktion der politischen Behörden. Die Arbeit hat zum Ziel, vielfältige Informationen zum Entstehungskontext und den Folgen jenes Briefes zu gewinnen. Der Quellenkorpus umfasst dazu verschiedene schriftliche Quellen sowie vier Zeitzeugengespräche, die auf der Methode Oral History basieren. Zwei davon wurden mit ehemaligen Schülerinnen der Sekundarschulklasse 2c und eines mit dem Witwer der verstorbenen Briefinitiantin Heidi Weber durchgeführt.

Für diese drei Interviews wurden, in erster Linie basierend auf den Textquellen, zwei Interviewleitfäden entwickelt, die sich an das halbstrukturierte Interview anlehnen. Auf das vierte, im Rahmen einer anderen Untersuchung erstellte Gespräch durfte zurückgegriffen werden. Es enthält Tony Webers (geborene Tauba Süsskind) Erzählung von ihrer Flucht in die Schweiz und gibt damit der erwähnten Flüchtlingsgruppe aus Belgien eine Stimme. Anhand der schriftlichen und mündlichen Quellen konnte die Weisung vom 13. August 1942 und deren Folgen von drei Perspektiven aus untersucht werden: 1) aus jener der Behörden, im Speziellen aus jener des damals amtierenden Bundesrates und Vorsteher des EJPD Eduard von Steiger, 2) der ehemaligen Mädchensekundarschulklasse 2c aus Rorschach und 3) der sechsköpfigen belgischen Flüchtlingsgruppe, die am 28. August 1942 illegal Schweizer Boden betrat. Analyse und Auswertung der Oral History-Interviews erfolgten anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Durch die gesamte Quellenarbeit führte folgende Fragestellung: Welche Erkenntnisse lassen sich heute aus der Analyse der Textquellen und unter Verwendung der Zeitzeugenberichte gewinnen? Durch Fachliteratur in den historischen Kontext eingebettet, ist ein mögliches Narrativ zu jenen Vorfällen im August 1942 entstanden, das ein facettenreiches Stück Schweizer Geschichte wiedergibt. Wohl beeinflusst durch ihre ersten Lebensjahre in Afrika, ihren Gerechtigkeitssinn und ihren christlichen Glauben, beschloss Heidi von sich aus, an die Herren Bundesräte zu schreiben. Von 32 Schülerinnen unterschrieben zehn nicht, davon die meisten auf Anraten der Eltern. Die geäusserten Vermutungen, dass dahinter elterliche Sympathien und geschäftliche Verbindungen zu Nazi-Deutschland ständen, konnten nicht gänzlich bestätigt werden. Tony Webers Schilderung zu ihrer Rückweisung zeugte einerseits von einem harten Vorgehen an der Grenze und warf andererseits die Frage nach der Rolle und Situation der Grenzwächter auf. Aus von Steigers Antwortschreiben auf die Zeilen der Mädchen, das er gegen seine Pläne nie veröffentlichte, liessen sich Rechtfertigungen für das Vorgehen an der Grenze finden, die mit Literatur auf ihre Triftigkeit hin geprüft wurden. Vorgelegt wurde der Rorschacher Brief unter anderem der Bundesanwaltschaft, deren Einschätzung zu einem Verhör von Klasse und Lehrer, als vermuteter Drahtzieher, führte: Ein politisch motivierter Akt wurde ausgeschlossen, hingegen mussten sich alle zu Stillschweigen verpflichten. Brief und Zeitungsbericht, aus welchem Heidis Motivation hervorging, lassen sich in die Schweizer Pressepolitik während der Kriegszeit einbetten.

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