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Flüchtlingskinder sitzen auf Stroh

Zug in die Freiheit

«Zug in die Freiheit» ist ein trinationales Forschungs- und Public-History-Projekt, das von der der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte und der Mamlock Foundation (Berlin) initiiert wurde und zusammen mit der Freien Universität Berlin und der Karls-Universität Prag umgesetzt wird. Es erforscht eine Befreiungsaktion in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, bei der 1200 Jüdinnen und Juden aus dem Konzentrationslager Theresienstadt in die Schweiz gerettet wurden und mehrere Tage im heutigen PHSG-Gebäude Hadwig verbrachten. Die Ergebnisse werden für die schulische und öffentliche Geschichtsvermittlung aufbereitet.

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PHSG-Projekt in der «Kulturzeit»
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Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar berichtet 3sat über das trinationale Forschungs- und Public-History-Projekt «Zug in die Freiheit», das von der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der PHSG mitinitiiert wurde. Es beschäftigt sich mit 1200 Jüdinnen und Juden aus dem KZ Theresienstadt, die im Februar 1945 befreit wurden. Die meisten von ihnen waren mehrere Tage im Hadwig-Gebäude untergebracht, bevor sie weiterreisten.

Der Bericht wurde im Rahmen der Sendung «Kulturzeit» am Freitag, 27. Januar 2023 um 19.20 Uhr auf 3sat ausgestrahlt. 

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Hintergrund

Von Theresienstadt nach St. Gallen

Am 5. Februar 1945 verliess ein Zug das Konzentrationslager Theresienstadt, um 1200 Häftlinge aus der Gefangenschaft in die Freiheit zu retten. Der Transport erreichte die Schweiz in den frühen Morgenstunden des 7. Februar 1945. Die befreiten Häftlinge wurden zunächst im damaligen Primarschulhaus Hadwig in St. Gallen untergebracht und versorgt, bevor sie auf Flüchtlingslager verteilt wurden.

Eine Rettungsaktion aus privater Initiative

Die Befreiungsaktion ging zurück auf eine private Initiative des Ehepaars Recha und Isaac Sternbuch, welche von Europa aus für die nordamerikanische «Union of Orthodox Rabbis of the United States of America and Canada» (UOR) und dessen Hilfskomitee «Vaad Ha-Hatzalah» wirkten. Sie hatten sich im Oktober 1944 mit ihren Rettungsplänen an den schweizerischen alt Bundesrat Jean-Marie Musy gewandt. Dieser verfügte über persönliche Kontakte zu NS-Kreisen, und ihm war es davor schon gelungen, Einzelpersonen freizubekommen. Die konkreten Pläne zur Rettung der jüdischen Gefangenen nahmen schliesslich Gestalt an, als Musy sich mehrfach in Deutschland mit Reichsführer SS Heinrich Himmler traf, um die Befreiung zu verhandeln. Geplant war eine wöchentliche Rettung von 1200 Jüdinnen und Juden aus Konzentrationslagern. Diese Ausdehnung der Rettungsaktion scheiterte jedoch.

Bereits 2015 erarbeitete die Fachstelle zusammen mit Studierenden explorativ eine kleine Ausstellung zur Thematik. Vertiefende Informationen zum historischen Kontext sind in deren Schlussdokumentation zu finden.

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Über das Projekt

Transnationale und biografische Forschungsansätze

Während der Pilotstudie sichteten die Projektpartner die Archivbestände über die Befreiungsaktion in ihren entsprechenden Ländern und digitalisierten und indexierten Teile des umfangreichen Quellenmaterials. Im darauffolgenden Forschungsprojekt bilden die Biografien der 1200 befreiten Jüdinnen und Juden einen zentralen Bestandteil. Die Forschung trägt zu einem vertieften Verständnis darüber bei, wie sich Verfolgung und Zwangsmigration auf individuelle Lebenswege, biografische Erzählungen und Identitätskonstruktionen auswirken.

Output für öffentliche und schulische Vermittlung

Die Forschungsergebnisse werden über eine mehrsprachige Website sowie Unterrichtsmaterialien vermittelt, welche den Lehrplanvorgaben der jeweiligen Länder Rechnung tragen. Auch Dauerausstellungen und/oder Erinnerungsorte in Tschechien, der Schweiz und Deutschland bringen den «Zug in die Freiheit» und die Erinnerung daran in die Öffentlichkeit.

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Die Rettungsaktion […] vom 7. Februar 1945 ist in der Tat ein weniger bekanntes Kapitel der Schoa. Es ist daher sehr zu begrüssen, dass die Fachstelle Demokratiebildung- und Menschenrechte der PH St. Gallen zusammen mit der Mamlock Foundation dieses grossangelegte trinationale Projekt (CH, CZE, D) initiiert […] hat.

RA Daniel Botmann, Geschäftsführer Zentralrat der Juden in Deutschland

Den skizzierten Ansatz, gemeinsam mit Schülern die Archivbestände zu erfassen, Einzelschicksale zu recherchieren sowie transnationale Erinnerungsorte zu schaffen, halten wir für vielversprechend.

Dr. Jonathan Kreutner, Generalsekretär Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund

Besonders weil extremistische Gruppierungen und rechtes Gedankengut in letzter Zeit wieder Zulauf gewinnen, setzt die erneute Aufarbeitung der Schoah durch diese Initiative einen wichtigen Impuls.

Dr. Thomas Borer, alt Botschafter

Das Projekt erachte ich als unterstützungswürdig, da es einen nützlichen Beitrag leisten kann, um das wichtige Erinnern and den Holocaust […] aufrecht zu erhalten und anhand eines anschaulichen Beispiels eine kritische Auseinandersetzung mit der Flüchtlingspolitik der Schweiz im Zweiten Weltkriegs zu ermöglichen.

Dr. Paul R. Seger, Schweizerischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland

[Das] Vorhaben, diese wissenschaftliche Ausstellung permanent in den drei beteiligten Ländern – Deutschland, Tschechien und der Schweiz – zu zeigen, ist angesichts des wiedererstarkten Antisemitismus in Europa von grösster Bedeutung.

Dr. Gideon Joffe, Jüdische Gemeinde zu Berlin

Dieses ambitionierte Projekt hat grosses Potenzial, weitere fachliche Experten einzubeziehen und durch gemeinsame Forschung neue und fundierte Erkenntnisse zu erarbeiten und damit die Unterrichtsmaterialien und Erinnerungskultur zu bereichern.

Tomas Kafka, Tschechischer Botschafter in Berlin
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Pädagogische Hochschule St.Gallen
Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte
Prof. Johannes Gunzenreiner
Helen Kaufmann, M.A.
Prof. Dr. Thomas Metzger
Notkerstrasse 27
9000 St.Gallen

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Team PHSG

Freie Universität Berlin

Freie Universität Berlin
Friedrich-Meinecke-Institut
Prof. Dr. Martin Lücke 
Koserstrasse 20
D-14195 Berlin

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Karls-Universität Prag

Karls-Universität Prag
Sozialwissenschaftliche Fakultät
Institut für internationale Studien
Lehrstuhl für russische und osteuropäische Studien
Doc. PhDr. Kateřina Králová, M.A. Ph.D.
U Kříže 8
CZE-150 00 Praha 5 - Jinonice

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Austria Centre Leiden

Prof. dr. Sarah A. Cramsey
Special Chair for Central European Studies and Director
Assistant Professor of Judaism and Diaspora Studies 
Centre for the Study of Religion (LUCSoR)
Leiden University
The Netherlands

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