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Videoscreenshot der Focus-Veranstaltung mit den Kulturagent:innen

(Hoch-)Schulkultur im Spannungsfeld zwischen Kreativität und Schulalltag

Die Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG) hat im Rahmen des Kulturtags 2021 und in Kooperation mit kklick und dem Amt für Kultur des Kantons St.Gallen eine Focus-Veranstaltung organisiert. Am 20. September 2021 fanden die Präsentationen und Diskussionen rund um Kultur in der Schule in der Aula Mariaberg in Rorschach statt.

Nach der Begrüssung durch Prof. Dr. Heidrun Neukamm, Studiengangsleiterin Kindergarten- und Primarstufe stellten die zwei Kulturagentinnen Barbara Tacchini und Bettina Eberhard laufende Kulturprojekte vor, die aktuell an zweien Volksschulen durchgeführt werden. Initiiert und gefördert werden solche Projekte von der Mercator Stiftung Schweiz in Zusammenarbeit mit den Kantonen. Schweizweit arbeiten neun Kulturagent:innen an den 18 teilnehmenden Schulen aus den Kantonen AR, BE, FR, SG, TG, VS und ZH. Das Projekt ist vor wenigen Jahren nach einem Vorbild aus Deutschland für die Schweiz adaptiert worden.

Vorgestellte Projekte
Das Projekt ”Wer spinnt gewinnt” von Barbara Tacchini an der Primarschuleinheit Wiesenau in St.Margrethen ist ein Projekt aus dem Kulturangebot für kreative Schulen und dauert fünf Jahre. Eines der Ziele ist es, gemeinsam mit der teilnehmenden Schule ein qualitativ hochwertiges, fächerübergreifendes und bedarfsorientiertes Angebot der kulturellen Bildung zu entwickeln und dieses in den Schulalltag zu integrieren. 

Das Projekt ”Remistalk” der Kulturagentin Bettina Eberhard auf der Oberstufe Remisberg in Kreuzlingen ist stark auf die Schule als Lebensraum fokussiert und ändert laufend seine Form. Die Projektleiterin sowie die Schülerinnen und Schüler versuchen ihre Perspektive zu wechseln und zu überlegen, wie man die zur Verfügung stehenden Räume anders nutzen könnte. Die Konzeption des ”Remistalks” ist klassen- und stufenübergreifend angelegt, findet während den regulären Schulstunden statt, ist freiwillig und soll die Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler unterstützen. Sie lernen lustvolle künstlerische Prozesse kennen und arbeiten mit externen Kunstschaffenden zusammen, die auch im Kreuzlinger Alltag verortet sind.

In einem Angebot für Lehrpersonen wurde mit künstlerischen Mitteln der Raum für Diskussionen, beispielsweise zum Umgang mit dem Tablet als digitales Werkzeug in der Schule, angeregt. So ergab sich eine gemeinsame kulturelle Weiterbildung für das Schulhausteam.

Angeregte Diskussion
Welche gewinnbringenden Erkenntnisse können aus diesen Projekten für Schule und Gesellschaft gewonnen werden? Wo ist ihr Entwicklungspotenzial? Diese Fragen diskutierten Personen mit unterschiedlichen Blickwinkeln im Nachgang der Präsentationen. Prof. Dr. Christian Sinn moderierte die Runde mit den Mitarbeitenden der PHSG Prof. Dr. Christian Brühwiler (Prorektor Forschung), Prof. Rolf Engler (Co-Leiter Berufspraktische Studien, Dozent/Mentor Sekundarstufe I und II), Prof. Dr. Doreen Holtsch (Prorektorin Ausbildung), Daniel Schuoler (Dozent Kindergarten- und Primarstufe) sowie PHSG-Studentin Maria Mannai (Studierendenorganisation PHSG) und den beiden Kulturagentinnen.

Die positive Wirkung von stufen- und fachübergreifenden Kulturprojekten an Schulen wurde von keiner Seite in Frage gestellt, sondern im Gegenteil durch eigene Erfahrungen bestätigt. Hier sind Schulleitungen gefragt, die etwas wagen wollen und durch positive Erfahrungen bestärkt werden. Die im Lehrplan geforderten überfachlichen Kompetenzen könnten vor allem auf diese Weise gefördert werden. Prof. Dr. Christian Brühwiler stellte Forschungsbedarf fest. Er sieht einen möglichen Ansatz für neue Studien vor allem in der Frage, wie Kunst die Bereitschaft fördert, mit Mehrdeutigkeiten und Ungewissheit umzugehen. Diese Kompetenz ist nicht nur für Kunstschaffende hilfreich, sondern wahrscheinlich auch beim Lernen oder im Leben überhaupt.

Studierende der PHSG entwickeln im Curriculum innerhalb von einzelnen Fächern ihre kulturelle Bildung. Um grössere Projekte auf der Zielstufe realisieren zu können, wären Assistenzen oder Praktika vor Ort eine griffige Möglichkeit. Die anwesenden Studierenden des 7. und 9. Semesters Sek I nahmen dazu interessante Ideen für weitere Diskussionen und nicht zuletzt für ihre persönlichen Pläne mit. Die Diskussion zwischen Dozierenden und Forschenden über weiterführende Möglichkeiten in der kulturellen Bildung ist somit angestossen.